In unserer Serie über verdächtigte Komponisten enden wir mit dem besondersten Mann: Alessandro Stradella. Wie anderen wird er nicht dem Mord oder dem Plagiat verdächtigt – für Musiker fast ähnlich schwere Anklagen. Weshalb er dann verdächtigt ist? Einfach weiterlesen!
Alessandro Stradella
Verdacht: Veruntreuung (und Diebstahl der Ehefrau eines anderen)
Nach mehreren Anklagen gegen Igor Stravinsky und den Kraftsausdrücken von Franz Schubert beschäftigen wir uns heute mit Alessandro Stradella. Der wird Veruntreuung verdächtigt.
Wie kann Musik zu einem diplomatischen Streit führen? Dazu müssen wir uns die Lebensgeschichte von Alessandro Stradella anschauen. Dieser Komponist aus dem siebzehnten Jahrhundert stand in den Diensten von Königin Christina I. von Schweden. Er komponierte für sie geistliche Vokalmusik, schreckte aber auch vor weniger frommen Angelegenheiten nicht zurück. Zusammen mit dem Geiger und Komponisten Carlo Ambrogio Lonati versuchte er beispielsweise, Geld von der römisch-katholischen Kirche zu veruntreuen. Der Plan scheiterte und er musste aus Rom fliehen. Als die Küste wieder sicher war, kehrte er in die Stadt zurück, schaffte es aber bald wieder, ein Chaos anzurichten. Er begann eine Affäre mit einer adligen Gesangsschülerin, die natürlich bereits verheiratet war. Den anschließenden Mordanschlag auf Geheiß des wütenden Ehemannes überlebte er, da die Attentäter im Moment suprême zu sehr von Stradellas Musik beeindruckt waren. Nach einem zweiten gescheiterten Attentat wurde Stradella von einem französischen Regenten geschützt, was zu einem diplomatischen Streit zwischen den Stadtstaaten Turin und Venedig führte. Stradella lernte wenig aus diesen wilden Ereignissen, da er sich einige Jahre später erneut mit einer verheirateten Adeligen in Genua einließ. Dann überlebte er das Attentat nicht.